Werfen wir zum Schluss noch einen gemeinsamen Blick auf den Hochaltar. Auch der Hochaltar stammt aus der Zeit um 1709. Es ist ein braun amrmorierter Holzaltar mit vergoldetem Akanthus- und Palmettendekor.
Wir erkennen, oben angefangen, im Bild in der Mitte zwei Männer im Habbit der Franziskaner.
Bei genauerem Hinsehen erschließt sich uns die Thematik des Bildes: Dargestellt ist die Stigmatisation des Hl. Franziskus aus dem Jahre 1224, denn der Überlieferung nach erhält Franziskus am 17. September 1224 durch einen so genannten Seraphen, ein engelähnliches Wesen, die Wundmale Jesu Christi.
Links und rechts des Bildes sehen wir zwei Putten (nackte Engel), die Posaunen spielen und so auf das Ereignis hinweisen.
Zentrale Mitte des Altars bildet das große Kreuz. Ursprünglich befand sich in diesem Rahmen ein Bild mit der Darstellung des Hl. Dominikus, welches seit den Umbauten der 20-er Jahre verschollen ist.
Links und rechts erkennen wir zwei Frauengestalten. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass diese gekleidet sind wie zwei Dominikanerinnen. Bereits im Jahre 1206 hat Dominikus im südfranzösischen Prouille im Languedoc ein Frauenkloster gegründet. Die Figuren stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Im unteren Teil des Altars sehen wir schließlich eine Frau im Bett liegend, umgeben von 12 Männern. Dargestellt ist hier der Tod Mariens, bei dem der Legende nach alle 12 Apostel anwesend waren.
An den Säulen erkennen wir die Stifterwappen der Stifter des Altars:
Links
H. Johan Naterer, Stadtamann zu Kaufbeuren,
Gerichtsherr über Obergermaringen, St.-Dominikus-Pfleger und
Rechts
H. Michael Kreitmeier (?), könnte auch Kreitmann heißen;
letzterer war Bürger des Großen Rats und Bierbruer (Preu), St. Martinskirchenpfleger 1685.
Dieser Hochaltar wird von den beiden Figuren links und rechts des Chorraumes flankiert. Beide Figuren sind Geschenke von Peter Wahl:
Von Ihnen aus gesehen links eine Darstellung Hl. Jakobus des Älteren
(zweite Hälfte 17. Jhdt.)
rechts die Darstellung einer Pietà, also Maria mit dem Leichnam Jesu im Schoß
(Ende 17. Jhdt.).
Alle Darstellungen zusammen genommen ergeben eine schöne kleine Predigt: Die zentrale Botschaft unseres Glaubens ist das Kreuz. Hätte Jesus Christus nicht „Ja“ gesagt zu seinem Weg ans Kreuz, wäre unser je eigener Weg mit dem Tod zu Ende. Hätte jedoch Maria, unter dem Kreuz dargestellt, nicht „Ja“ gesagt zur Botschaft des Engels, wäre auch ihr Tod das Ende ihres Weges.
Franziskus und die Franziskaner, oben, Dominikus und die DominikanerInnen, rechts und links, haben wiederum ihrerseits „Ja“ gesagt zum Anruf Gottes, ihm in besonderer Weise als Ordensleute zu folgen und so die Botschaft des Kreuzes in die Welt hinein zu tragen.
Jakobus, der Heilige der Pilger, steht symbolisch für uns alle, die wir seit unserer Taufe von Gott angesprochen sind, jeden Tag neu zu unserem Weg „Ja“ zu sagen, zu unserem Weg als Christen, als Getaufte. Dass dieser Weg nicht immer einfach ist, das kann uns die Pietà, die Schmerzensmutter auf der rechten Seite verdeutlichen, und ebenso das Fresko der Todesangst Jesu am Ölberg, genau über dem Altar dargestellt.
Zentrale Mitte von allem ist das Geheimnis, das Christinnen und Christen auf dem Altar jeder Kirche feiern: Das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi!
Text: Armin Strenzl, Feb. 2009, März 2010
Überarbeitung Layout: Wolfgang Pfisterer, 09.03.2012
Überarbeitung Text: Markus Stutzenberger, 2017
Überarbeitung Text, Layout und Bilder: Albin Wirbel, 26.09.2020